Erstens kommt es anders, zweitens als man denkt. Wir wissen nun ganz genau, was mit dieser Redewendung gemeint ist. Nun aber von Anfang an: Nach 2 Übernachtung auf dem imposanten Salar de Uyuni,
ging es weiter in Richtung Potosi. Die Strecke führte uns durch wildwestähnliche Altiplano-Landschaft, vorbei an winzigen Dörfchen, wo die Menschen uns mit grossen Augen nachschauten, zum Teil
zögerlich die Hand zum Gruss hebend oder plötzlich überrascht lächelnd. Die Begegnung mit der indigenen Bevölkerung war für uns eine ganz neue Erfahrung. In der vergangenheitsbewegten Silberstadt
Potosi genossen wir das Flanieren durch die belebten Gassen und dem farbenfrohen Markt und Michel besuchte mit Petr und Esther den Minenberg Cerro Rico. Wenn man gesehen hat, wie die Männer dort
arbeiten, beklagt sich wohl keiner mehr über seinen Job. Die jüngsten Arbeiter sind gerade 14 Jahre alt und ertragen diese knochenharte Arbeit unter übelsten Bedingungen nur mit dem Kauen von
Kokablättern und dem Konsum von hochprozentigem Alkohol (95%).
Unsere Route führte uns bis jetzt noch immer planmässig nach Sucre, wo wir den berühmten Sonntagsmarkt von Tarabucco besuchten. Michel hat es leider mit einer Magen-Darm-Verstimmung ins Bett gelegt
und konnte das bunte Treiben nicht miterleben. Glücklicherweise konnten wir uns in Sucre in einem Hotel einquartieren, so dass er sich gut auskurieren konnte, bis es mich dann 2 Tage später erwischt
hat. Wieder auf den Beinen konnten wir dann die wunderschöne Stadt besichtigen und unsere Magen auf dem Markt neuen Proben unterstellen. In Sucre trennten sich vorerst mal die Wege von uns und Esther
und Petr.
Wir zogen dann weiter östlich auf den Spuren Ernesto „Che“ Guevaras durch herrliche Landschaft, die immer wie grüner wurde und an Höhe verlor. In La Higuera, wo Che Guevara am 8.10.1967 von einer
amerikanischen Spezialeinheit aufgespürt und zugleich gerichtet wurde, besuchten wir das Museum und trafen Zeitzeugen, die viel Interessantes zu erzählen wussten. Danach ging es über Samaipata
(Prä-Inka-Ruinenstätte) in Richtung Santa Cruz, was noch knapp auf 200 Höhenmetern liegt. Hier verbrachten wir eigentlich die meiste Zeit damit, unsere Aufenthaltsbewilligung um 30 Tage zu verlängern
(ganze 3 Tage). Eine nervenstrapazierende Angelegenheit!
Zwischenzeitlich unternahmen wir einen Versuch in den Amboro Nationalpark zu kommen. Die Parkaufsicht meinte, es sei kein Problem mit dem eigenen Fahrzeug hinein zu fahren. Nur hat uns keiner gesagt,
dass bei diesem Regenwetter die Zufahrten nicht passierbar seien wegen zu viel Schlamm. Nicht einmal die Tourenanbieter fahren dann hinein. Das hatte zur Folge, dass wir unser Büssli das erste Mal so
richtig in den Schlamm gesetzt hatten. Nach einer Stunde Schaufeln, Palmenblätter und Gehölz aus dem Urwald und Sandbleche unterlegen, schafften wir es, gerade noch rechtzeitig vor dem Eindunkeln das
Büssli zu befreien. Gut, wir gaben uns geschlagen, da der Regen in den nächsten Tagen auch nicht aufzuhören schien. Wir entschlossen uns dann auf direktem Weg über die Tieflandroute nach Trinidad zu
fahren, wobei wir dann auch wieder umdrehen mussten, da uns eine Schlamm-Fluss-Durchfahrt einen Strich durch die Rechnung machte. So kehrten wir also wieder um nach Santa Cruz.
Nun kursierten die ersten Gerüchte über Strassenblockaden von Campesinos vom Altiplano (sie fordern die Verstaatlichung des Erdgasvorkommens) um La Paz, so dass wir uns entschieden, trotz des
schlechten Wetters durch das Tiefland zu fahren. Als wir uns dann auf den Weg Richtung Trinidad machten, besserte sich das Wetter auch. Dort angekommen vernahmen wir per E-Mail, dass Esther und Petr
in einem Tag auch dort sein werden. So nahmen wir dann die verheissungsvolle Strecke von Trinidad nach Rurrenabaque zusammen in Angriff. Da das Regenwetter wieder Einzug gehalten hatte, war die
Erdpiste dementsprechend in schlechtem Zustand (siehe Fotos). Es war die reinste Schlammschlacht, und wir benötigten für 200 km 10 Stunden. Man bedenke, dass Reisebusse bis zu 40 Stunden
benötigten!
In dem kleinen Dschungelstädtchen Rurrenabaque angekommen, lernten wir Jürg kennen. Er kommt aus der Schweiz, lebt aber seit 18 Jahren in Bolivien und führt ein Bauunternehmen. Wir konnten auf sein
Angebot hin, bei seiner Werkstätte unsere Fahrzeuge stationieren und dort übernachten. Er hielt uns immer auf dem Laufenden bezüglich der politischen Situation in Bolivien und den Strassenblockaden
in und um La Paz. An dieser Stelle möchten wir uns nochmals ganz herzlich für seine wahre Gastfreundschaft bedanken. So verweilten wir dann fast 2 Wochen in Rurre, wobei wir eine 3-tägige
Dschungeltour und eine 2-tägige Pampa-Tour machten. Das war wirklich super-eindrücklich und ich genoss es sehr meinen 30. Geburtstag im Urwald (Nationalpark Madidi) zu feiern. In der Pampa sahen wir
viele Tiere, wie Affen, Flussdelphine, Krokos und Alligatoren, Schildkröten, Wasservögel und Papageien und Tausende Moskitos! Es war für uns herrlich wieder mal Ferien auf unserer Reise zu
machen.
Wieder zurück in Rurre, informierte uns Jürg, dass sich die Situation nun mehr zugespitzt hätte und in ganz Bolivien die Strassen gesperrt seien. Ein Ende sei nicht vorhersehbar. Also, galt es einen
Entschluss zu fassen, denn das Ganze schien zu eskalieren und könnte gut noch einige Wochen andauern. Von Rurrenabaque gab es kein Herauskommen aus dem Land mehr, ausser die eine Strecke, welche in
den Norden nach Brasilien führte. So machten wir uns also auf nach Brasilien. Noch in Bolivien erfuhren wir dass hinter uns nun auch gesperrt wurde, wieder mal Glück gehabt. In dem Grenzstädtchen
Guayaramerin trafen wir auf Willi und Klaas, die beiden Holländer, mit einem Toyota Landcruiser unterwegs. Zu 6. gelang es uns in aller Hektik und Aufregung schliesslich aus Bolivien auszureisen.
Schade, dass unsere Bolivien-Reise ein so abruptes Ende nehmen musste, es hat uns nämlich sehr gut gefallen und wir hätten zu gerne La Paz besucht.
So kamen wir dafür zu einem Kurzaufenthalt in Brasilien, und Michel konnte unerwartet seinen Geburtstag auf brasilianisch feiern. Die 3 Tage waren auf alle Fälle ein schöner Vorgeschmack auf eine
weitere Südamerika-Reise... Unsere Route führte nun weiter über die Interoceanica nach Peru, wo uns nach Puerto Maldonado wieder eine abenteuerliche Strecke erwartete mit viel Schlamm und
Flussdurchfahrten. Glücklicherweise hatten wir einen Landrover und Toyota Landcruiser als Begleitfahrzeuge dabei, welche uns ab und zu aus der Patsche helfen konnten. Das war ja wirklich eine
Herausforderung für unser Büssli! Auf alle Fälle eine sehr lohnenswerte Tour, wobei wir aber für die letzten 740 km (von ca. 2000 km Umweg) 5 Tage brauchten.
Nachdem wir uns wieder auf die Hochebene Perus hochgekraxelt haben, befinden wir uns nun in der Inka-Hauptstadt Cuzco und erholen uns von den Strapazen. Fortsetzung Peru folgt...