Eine 15-monatige Reise durch Lateinamerika geht mit dem heutigen Tag zu Ende. Wir blicken wehmütig zurück auf die faszinierende Andenlandschaft, auf die bunten und lebhaften Märkte, auf die
traumhaften Strände, die eindrückliche Tier- und Pflanzenwelt und die Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Menschen. Das alles hat sich tief in unseren Herzen verankert, und wir sind uns einig, dass
wir sicherlich eines Tages zurückkehren werden. Nun schauen wir aber voraus und freuen uns auch sehr auf die kommenden und letzten dreieinhalb Monate unserer Reise in Nordamerika. Ja, die Zeit
verging auch für uns wie im Fluge und wir mussten leider schon in Mexico gewisse Abstriche machen, was unsere Pläne anbelangten. Zum Beispiel liessen wir den Kupfercanyon aus, weil man da ohnehin
vorzugsweise mit 4x4 hineinfahren sollte. Was wir ja momentan nicht haben...
Nachdem wir den Golf von Mexico verlassen hatten, führte uns die Route über eine schöne Gebirgskette zurück in die Provinz Chiapas. Es traf sich gerade, dass wir rechtzeitig zur Fiesta de Enero
(Januarsfest) in dem Örtchen Chiapa de Corzo waren. Dort fand zu dem Zeitpunkt ein farbenfroher Umzug statt und auf der Plaza herrschte Rummelplatzbetrieb. Es war faszinierend dem ganzen Geschehen
beizuwohnen und den Brauch dieser Feier mitzuerleben. Nachdem wir uns einen ganzen Tag lang mit allen möglichen festlichen Leckerbissen verköstigt hatten, ging es dann weiter. Wir machten noch einen
kurzen Abstecher in den Canyon de Sumidero.
Daraufhin fuhren wir zur Pazifikseite, über Huatulco, Zipolite, Mazunte nach Pto Escondido wo wir einen Faulenztag einlegten und genüsslich badeten. Am Abend pflegten wir unseren Brauch vom
Sundowner-Schlürfen am Strand, untermalt mit einem live Reggae-Konzert. Von da aus, steuerten wir wieder das Inland an, mit Ziel Oaxaca. Hier besuchten wir das Anthropologische Museum und gönnten uns
am Abend eine leckere mexikanische „heissi Schoggi“.
Über Puebla näherten wir uns dann der Hauptstadt, Mexico D.F. Da Michel und ich schon länger am Überlegen waren, ob wir uns diesen Rummel und das Chaos überhaupt antun wollten, entschieden wir uns
letztendlich, wenn ja, nur ohne Auto. Wir hätten die Möglichkeit gehabt, das Auto auf einem Camping ausserhalb der Hauptstadt stehen zu lassen und mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hinein zu
fahren. Also steuerten wir den Camping an. Dort lernten wir Petra und Harald kennen, die gerade aus Mexico City zurückgekommen sind und uns ein paar wertvolle Tipps gaben. Weil dann aber nachts 2
ungebetene Gäste (Betrunkene) in unser Büssli eindringen wollten und darauf die Campingplatz-Besitzerin die Polizei kommen liess, verstanden wir das als ein Zeichen, dass wir unser Auto vielleicht
doch nicht alleine dort stehen lassen sollten. Da wir sowieso nicht so darauf brannten, uns in die Hauptstadt zu begeben, packten wir tags darauf unsere 7 Sachen und um- bzw. verfuhren das Chaos
grossräumig. Mexico City wird bestimmt in ein paar Jahren auch noch da sein – und da wir sowieso mehr die Naturkinder sind, konnten wir gut darauf verzichten.
Somit steuerten wir ein wirkliches Naturwunder an. Das Schutzreservat für die Monarch-Schmetterlinge, welche zum Überwintern von Nordamerika nach Mexico fliegen. Abertausende von Schmetterlingen
hängen in Trauben in den Baumästen, so dass die sich unter ihrer Last biegen. Wenn man bedenkt, dass ein Schmetterling knapp 1 g wiegt! Und wenn die Sonne kommt, erheben sie sich in die Lüfte, so
dass der ganze Wald wie von einem orange-goldenen Regenschauer berieselt wird. Nach diesem beeindruckenden Spektakel fuhren wir weiter und schlenderten dann über den Kunsthandwerksmarkt von Quiroga
und verbrachten daraufhin 2 Tage im reizvollen Städtchen Pazcuaro.
Es hätte noch viele schöne Städtchen zu besichtigen gegeben, aber wir sehnten uns danach, auf die Baja California zu kommen, wo wir die letzte Möglichkeit hatten, das Strandleben zu geniessen. Somit
sagten wir uns: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben, wir kommen bestimmt wieder! Also peilten wir zielgerichtet den Hafen an, von wo wir auf die Baja California verschiffen konnten. Auf dem Weg
dorthin, verbrachten wir noch einen gemütlichen Sonntag in der Stadt Guadalajara, wo wir es den Mexikanern nachahmten und durch die Gassen und über die Plazas schlenderten. Ausserdem machten wir
einen fast obligaten Besuch in Tequila, wo man die Jose-Cuervo-Destillerie von (natürlich) Tequila besichtigen kann. Das war sehr lohnenswert, schon allein wegen dem Städtchen.
Nun konnte uns aber nichts mehr halten und nach einer weiteren Übernachtung bei Pemex Inn (Tankstelle), hüpften wir in Topolabambo schnurstracks auf die Fähre, welche uns durch die Nacht, innert 6
Stunden nach La Paz (Baja California) brachte.
Nachdem wir uns in der Hauptstadt des südlichen Teils der Halbinsel reichlich mit Lebensmitteln, Benzin und Wasser eingedeckt hatten, fuhren wir nach La Ventana. Das ist das Wind- und
Kiteboard-Mekka! Michel wollte sich ja dort auch „weiterbilden“ in Sachen Kiteboarding. Die kaputte Kardanwelle machte ihm nun aber einen Strich durch die Rechnung (wortwörtlich). Für die
Kiteausrüstung hätte unsere Reisekasse nicht mehr ausgereicht. Schade! Wir verbrachten dann 3 gemütliche Tage in La Ventana in Gesellschaft mit Fritz und Monika (aus Österreich) und Willi und seiner
Tochter (aus Deutschland). Hier machten wir auch Bekanntschaft mit einigen Nordamerikanern, die übrigens des öfteren den „Namen“ unseres Fahrzeugs falsch verstehen. Bei ihnen heisst es nicht
„Büssli“, sondern „Bruce Lee“! Sie schauen uns immer ziemlich kariert an und fragen uns daraufhin, was wir mit Kampfsport zu tun hätten J
Danach machten Michel und ich uns auf eine Erkundungstour zum südlichsten Zipfel, wo wir ein paar Traumstrände entdeckten. Von 2 Übernachtungsplätzen konnten wir Blauwale, viele, viele Grauwale und
Delfine beobachten. Es war einfach gigantisch!
Wieder zurück in La Paz besuchten wir wieder einmal eine VW-Werkstatt, wo 2 Radmanschetten ersetzt wurden (Bilanz: von 8 Rad-/Achsmanschetten haben wir nun auf der ganzen Reise 5 ersetzt!).
Ausserhalb von La Paz, an der Playa Tecolote, lernten wir Jon und Gail kennen, ein ganz nettes Paar aus South Dakota. Wir durften ihre Kayaks ausleihen, um die Bucht auszukundschaften. Dabei fanden
wir uns plötzlich in einem Pelikan- und Kormoranschwarm wieder, die versuchten einem Seelöwen seine gefangene Beute wegzuschnappen. Es war ein lustiges Schauspiel! Eigentlich wollten Michel und ich
zum Dank für die Kayaks Jon und Gail dann zum Apèro einladen. Sie kamen uns aber zuvor und luden uns gleich zum Abendessen ein.
Unsere Route führte uns dann langsam aber sicher nordwärts, immer wieder vorbei an wunderschönen Stränden und Buchten, so dass wir jede Nacht mit Meerblick übernachten konnten. Im kleinen Örtchen
Mulegé standen wir 2 Tage mit Dagmar und Dieter beim Leuchtturm und verbrachten gemütliche Plauderstündchen. Die beiden sind seit 5 Jahren mit ihrem Unimog auf Weltreise und hatten natürlich viel
Spannendes zu erzählen. Danach führte uns die Ruta 1 an die Laguna Ojo de Liebre, ein Naturreservat für Grauwale, die von der Arktis hierher kommen, um ihre Jungen zu gebären. Wir konnten direkt am
Ufer campieren, von wo wir in der Ferne schon viele Fontänen sichten konnten. Nachdem wir einen windigen Tag ausgeharrt hatten, belohnte uns das Wetter mit Sonnenschein und Windstille. Also tuckerten
wir los in einem kleinen Boot. Und was wir da erlebten, war tatsächlich ein Highlight unserer bisherigen Reise. Um uns herum tummelten sich Dutzende von Grauwal-Kühe und ihre Kälber. Man wusste nicht
mehr, wo man hinschauen sollte. Zu diesem Zeitpunkt befanden sich noch ca. 1600 Wale in dieser Lagune. Es war spektakulär! Vor allem kamen die Wale ganz nah ans Boot ran, weil die Jungen sehr
neugierig sind und alles erforschen möchten. Sie kamen so nah, dass sie mit der Schnauze das Boot stupsten und wir sie sogar berühren konnten. Und so ein Kalb wiegt bei der Geburt schon um die 700 kg
und misst ca. 6 Meter. Das ist dann schon eine eindrückliche Begegnung. Und sie machten sich ein Vergnügen daraus, uns nass zu spritzen. Wir flippten fast aus, es war so schön!
Noch im Wal-Rausch fuhren wir dann weiter Richtung Norden, durch faszinierende Wüstenlandschaft übersäht mit verschiedensten Kakteen, den endemischen Cirio-Bäumen und Elefanten-Bäumen. Gestern Abend
genossen wir dann den letzten Baja-Sonnenuntergang an der Pazifikküste und fuhren nun heute bis zur Grenze nach Tecate. Hier auf einem Camping genehmigten wir uns wieder mal eine heisse Dusche (nach
3 ½ Wochen freiem Übernachten) und rüsteten uns für den morgigen Grenzübertritt in die USA. Here we come...