Wenn das nicht ein Quantensprung gewesen ist. Und amüsanterweise fragen uns die US-Amerikaner immer nach dem mühsamsten Grenzübergang. Natürlich erwarten sie dann immer, dass wir einen nennen wie
z.B. Chile/Argentinien, Bolivien/Peru oder vielleicht Nicaragua/Honduras. Aber für uns war der nervenaufreibendste und zeitaufwendigste Grenzübertritt definitiv der in die USA. Eigentlich auch nicht
verwunderlich... Auf alle Fälle war es eine ziemlich schräge Situation mit unserem eigenen Fahrzeug in die USA einzufahren. Aber man liess uns rein! Und da traf uns fast der Schlag. Wir erlitten
einen regelrechten Kulturschock.
Als erstes steuerten wir San Diego an. Eine sehr schöne Stadt, am Pazifik gelegen, keine 100 Meilen von Mexico, von Lateinamerika. Und doch so anders! Hier mussten wir uns zuerst einmal an die
Verkehrsregeln, Strassenführung, Verbote und Gebote und die vielen Einkaufs- und Fastfood-Möglichkeiten (und deren Preise!) gewöhnen. Wir verbrachten viel Zeit an der Mission Beach, besuchten das
Cabrillo National Monument, von wo wir eine herrliche Aussicht über die Bucht von San Diego bis runter nach Mexico geniessen konnten. Zudem lernten wir Rick kennen, der in der Marina von San Diego
eine kleine Yacht besitzt. Er ist ebenfalls ein VW-Bus-Fanatiker und war so begeistert von unserer Reise, dass er uns gleich auf sein Boot einlud. Wir durften dann ebenfalls das Jacuzzi der Marina
benutzen, so richtig gediegen erging es uns in den ersten Tagen in den USA. Irgendwie aber sehr gewöhnungsbedürftig. Eines Morgens, nachdem wir auf dem öffentlichen Parkplatz des Yachthafens
übernachtet hatten, machten wir dann die erste Begegnung mit der Polizei. „Natürlich Officer, wir werden nicht mehr hier campieren. Aber wir sahen halt all die anderen RV’s und Trailers hier stehen,
darum dachten wir...“ Okay, die wurden alle schon abgeschleppt. Also, nichts wie weg hier. Welcome to the USA. Wir besuchten dann noch den weltberühmten und sehr sehenswerten Zoo von San Diego, wo
man u.a. Koalas und Pandabären bestaunen kann.
Daraufhin fuhren wir schnurstracks nach Los Osos, wo die neue Kardanwelle auf unser Büssli wartete. Bei GoWesty fanden wir Mischi’s Paradies vor, ca. 2 Dutzend VW-Busse gibt’s dort, plus über 30
fähige VW-Bus-Gurus, die wirklich was von diesem Vehikel verstehen. So wurde in null-komma-nichts die Kardanwelle ausgewechselt plus ein paar kleinere Arbeiten gemacht. Nach 2 Tagen waren wir schon
wieder fit für die Weiterfahrt. Da uns dieses rasche Arbeiten einen kleinen Strich durch die Zeitplanung machte, fuhren wir nun schon mal hoch bis San Francisco. Wir dachten ja ursprünglich, dass wir
bis zur Ankunft meiner Schwester Marlene in Los Osos beschäftigt sein würden. Na ja, dass war noch die lateinamerikanische Zeitrechnung. Also fuhren wir die wunderschöne Strecke auf dem Highway 1
nordwärts bis nach San Francisco. Zwei Nächte verbrachten wir in den Strassen von San Francisco, bis es uns gelang mit Larkin Kontakt aufzunehmen. Sie haben wir in Tulum, Mexico kennengelernt und
natürlich wollten wir ihre Einladung in San Francisco gerne annehmen. Somit durften wir uns in ihrer gemütlichen Wohnung einquartieren. Wir verbrachten ganz tolle Tage in dieser faszinierenden Stadt,
hätten eigentlich noch viel länger dort bleiben können. Es gefiel uns wahnsinnig gut, natürlich auch dank Larkins Gastfreundschaft! Nachdem wir ein paar Mal mit dem Büssli über die Golden Gate Bridge
gedüst sind (Larkin wohnt auf der anderen Seite), die Strassen rauf und runter getuckert sind, etliche gemütliche Coffee-Shops ausprobiert haben und Larkin live singen gehörte haben, sind wir dann
wieder losgezogen, wieder südwärts in Richtung Los Angeles. Mit einem Boxenstopp bei GoWesty kamen wir dann am 11.3. in L.A. an. Der Tag, wo auch meine Schwester Marlene uns aus der Schweiz besuchen
kam. Die Wiedersehensfreude war natürlich gross, als wir sie am Flughafen abholten. Und zu erzählen gab es viel nach so langer Zeit.
Gemeinsam machten wir tags darauf eine Sightseeing-Tour durch Santa Monica, Beverly Hills und Hollywood. Aber dann war der Ruf der Natur wieder grösser und wir machten uns auf in Richtung Joshua Tree
Nationalpark. Da verbrachten wir dann eine tolle Zeit zwischen imposanten Felsformationen und Hunderten von kurligen Joshua Trees. Danach führte uns die Route weiter durch die Mojave Wüste, vorbei an
Sanddünen, ein kurzes Stück entlang der Route 66, dann nach Las Vegas. Hier nisteten wir uns in einem Motel ein und machten uns dann am Abend auf, die Stadt und deren Casinos auszukundschaften.
Irgendwie wirkte Las Vegas auf uns genauso faszinierend, wie langweilig und so herrlich, wie dekadent. Wir staunten nicht schlecht über das Funkeln und Blitzen und das Leuchten und Strahlen, aber wir
fanden die ganze Show (und es ist nichts anderes) genauso abstossend. Auf alle Fälle war es spannend, sich selber mal in dieser legendären Stadt zu bewegen, die man sonst nur vom Film und Fernsehen
kennt.
Danach ging es viele, viele Meilen weiter bis zum gigantischen Grand Canyon. Da blieb uns wirklich der Atem weg. So was von majestätisch lag er vor uns, und zu alledem noch mit einer feinen Schicht
Schnee bedeckt, was den ganzen Anblick nur noch spezieller machte. Wir waren sehr beeindruckt! Wir konnten kaum genug davon bekommen. Daraufhin setzten wir unsere Fahrt fort durch den Marble Canyon,
über den Colorado Fluss in die Südspitze von Utah. Auch hier bestätigte sich, dass der Winter definitiv nochmals Einzug gehalten hat im Westen der USA. Auch den Bryce Canyon konnten wir mit einer
Schneedecke ähnlich einem Zuckerguss bestaunen. Wunderschön war es! Doch leider konnten wir wegen dem vielen Schnee nicht wandern gehen, wie wir das gerne gewollt hätten. Beim Zion Nationalpark sind
wir dann gar nicht mehr ausgestiegen, sondern nur noch durch gefahren, da ein heftiger Schneesturm wütete. Nachdem sind wir langsam wieder ins Tiefland von Nevada gelangt, wo wir in Panaca von einem
Typen angehalten wurden. Dieser Typ war Urs, ein vor langer Zeit in die Staaten ausgewanderter Bubendorfer, der hier auf einer Ranch lebt und sich um die Pferde kümmert. Er hat uns dann eingeladen
einen Besuch bei ihm abzustatten. Natürlich liessen wir uns das nicht entgehen. Wir wollten auch den Star Jack sehen, ein Pferd das in einem der Sheryl Crow Videos „mitspielt“. Es war sehr
interessant, was Urs alias Joe als Auslandschweizer uns vom Leben in den USA erzählen konnte.
Daraufhin fuhren wir auf dem Extraterrestrial Highway, entlang der sagenumwobenen Area 51 quer durch Nevada bis nach Death Valley. Unterwegs machten wir einen Mittagsstopp bei Little AlieInn und
gönnten uns einen Alien Burger. Das war eine lustige Begegnung der Dritten Art! Im Death Valley fuhren wir zum tiefsten Punkt der USA (ca. 86 Meter unter Meer), genossen wieder mal warme
Tagestemperaturen und bestaunten die weite Landschaft, die uns sehr an Südamerika erinnerte. Auf dem gratis Campingplatz im Wildrose Canyon trafen wir dann auf ein paar deutsche Weltenbummler. Mit
ihnen verbrachten wir ein paar gemütliche Pläuderstündchen. Michael und Birgit, welche im November in Kanada gestartet sind, haben bis dahin in Schönenbuch/BL gewohnt. Wir waren also so gut wie
Nachbarn. Die Welt ist schon winzig klein!
Nach dem Death Valley beabsichtigten wir zum Sequioa und weiter zum Yosemite Nationalpark zu fahren. Aber diesmal mussten wir die Sache wegen dem Schnee tatsächlich abblasen. Die Strassen waren
geschlossen und es gab wirklich kein Durchkommen mehr. Zu schade! So nahmen wir alsbald wieder Kurs auf die kalifornische Küste, auf San Francisco zu. Dort angekommen erwartete uns leider auch nicht
Wetter, nach dem Motto „The sunny state California“. Also verkrochen wir uns in einem Motel, kurierten unsere Erkältungen aus und wagten uns nur noch für kleinere Stadtrundgänge raus. Von wegen „it
never rains in California“…
Am 1. April haben wir dann Marlene in Oakland am Flughafen verabschiedet. So schnell vergingen die 3 Wochen wieder... Und nun sind wir wieder zu Zweit unterwegs. Obwohl wir es uns schon wieder
gemütlich gemacht haben. Momentan sind wir auf Besuch bei Chris Canterbury und seiner Familie. Er ist ein VW-Bus-Fan und lud uns vor langer Zeit per E-Mail zu sich ein, falls wir in seine Gegend
kommen würden. Nun sind wir in Chico, nördlich von San Francisco, geniessen es wieder in einem trockenen, warmen Haus zu wohnen und am Familienleben der Canterburys teilzuhaben. Wie unsere weitere
Route aussehen wird, wissen wir noch nicht. Nur dass es gegen Osten gehen wird, wohl oder übel...